Nun ist es ja schon fast endgültig: die Mehrwertsteuer auf Speisen wird zum ersten Januar wieder von 7% auf 19% steigen. Einer der größten Wortbrüche des Bundeskanzlers wird wohl oder übel einfach vollzogen. Am 07.09.2021 versprach Olaf Scholz noch in der Wahlarena, dass die 7% auf Speisen niemals mehr abgeschafft werden. Zitat Olaf Scholz: „[…] ich will Ihnen gern versichern: […] Das schaffen wir nie wieder ab.“ Noch schlimmer als schlechte politische Entscheidungen ist eine Politik, auf die sich niemand verlassen kann.
Gleich vorweg, dies wird kein politisches Statement, wir sind in keiner Partei, gehören keiner politischen Richtung an, aber denken natürlich politisch.
Viele unserer Kollegen aus der Gastronomie (wir gehören auch dazu) haben in der Corona Pandemie aufgrund der Aussagen von Olaf Scholz und der heutigen Bundesregierung viel Geld in die Hand genommen und Investitionen getätigt. Die Investitionen sind in eine Erweiterung der Außengastronomie, in Digitalisierung und Modernisierung geflossen. Auch wir vom Künstlercafé haben viele hunderttausende Euros in die Hand genommen und trotz ungewisser Zeiten (Corona) investiert. Die Politik begeht hier einen der größten Wortbrüche, den es je gegeben hat.
Manche von Euch werden jetzt denken, gerade das Künstlercafé muss jammern, die sind seit Jahren immer gut ausgelastet, haben ein hohes Preisniveau. Ja, das stimmt, wir werden diese Einschnitte überleben, mit modernen Instrumenten dagegen steuern und werden auch in Zukunft nicht die Lust an unserer Passion – die Gastronomie – verlieren. Dazu später mehr.
Wenn wir durch die Städte spazieren, ganz gleich, ob Husum oder andere Städte an der Westküste, sehen wir immer mehr Leerstand an Geschäften im Einzelhandel und auch in der Gastronomie. Das beängstigt uns! Der Einzelhandel gehört zur Gastronomie. Weder die Gastronomie wird ohne Einzelhandel überleben, noch umgekehrt. Und Schuld am Verschwinden des Einzelhandels sind meiner Meinung nach nicht globale Großkonzerne wie Amazon, sondern die Unfähigkeit unserer Stadtplaner, die es nicht schaffen, den Gästen, Kunden und Touristen ein besonderes Einkaufserlebnis zu bieten. Heute ist Erlebnis-Einkaufen angesagt, die Familien, Freunde und andere Gruppierungen wollen gemeinsam durch die Stadt schlendern. Nicht nur das individuelle Einkaufen ist Trend, sondern das Verbringen der gemeinsamen Zeit ist ein wichtiger Aspekt. Einkaufen muss ein Erlebnis sein, es muss eine Begeisterung entstehen, die alle zufriedenstellt. Und genau dahin gehört die Gastronomie. Warum funktionieren so viele Outletstores so gut? Ganz sicher nicht wegen angeblich günstiger Preise. Es ist das Erlebnis, was zählt. Die Frauen kaufen ein, die Männer gönnen sich einen Espresso in gemütlichen Lounges und die Kinder spielen auf Spiel- und Freizeitplätzen. Darum geht es, das Erlebnis des Einkaufen steht im Vordergrund.
Wir Gastronomen haben einen großen Vorteil im Vergleich zum Einzelhandel. Wir haben mit der DEHOGA einen Interessenverband, der wirklich engagiert und konstruktiv am Puls der Zeit dran ist und der Politik auf die Finger klopft. Ohne die DEHOGA hätten nicht so viele gastronomische Einrichtungen die Corona Pandemie überlebt. Ein herzliches Danke an alle engagierten Vertreter, Mitglieder und Funktionäre der DEHOGA. Ihr macht einen großartigen Job.
Es mag vereinzelt Gastronomen geben, die eine Chance darin sehen, wenn eine gewisse Anzahl an gastronomischen Betrieben verschwindet, um dann den Markt weiter einnehmen zu können. Das halten wir für eine Fehlspekulation. Gäste wollen Abwechslung, sie wollen nicht 5 x die Woche im gleichen gastronomischen Betrieb essen. Je mehr Vielfalt an Restaurants, Cafés und Bistros in einer Stadt vorhanden ist, desto interessanter wird es für Touristen und Tagesgäste und umso höher ist die Chance, dass diese beschließen, wiederzukommen.
Da wir vermutlich gerade dabei sind uns richtig „beliebt“ zu machen, geht es gleich weiter zum nächsten heiklen Thema. Wer uns über die vielen Jahre unserer gastronomischen Tätigkeit in Husum verfolgt, weiß, dass wir für alle Nationen gleichermaßen offen sind. Wir lieben die Vielfalt, wir lieben alle Nationen. Wir hatten Zeiten in unserer Küche, da war Englisch unsere Arbeitssprache. Das hat sich geändert und wisst ihr warum? Durch den immer steigenden Mindestlohn. Wir in der Gastronomie beschäftigen oft Menschen mit Migrationshintergrund. Oft muss über Monate und Jahre in mühsamer Arbeit den Mitarbeitern die Sprache und der Arbeitsalltag beigebracht werden. Das kostet einen enormen Zeitaufwand und hier kommen wir an das Problem, dass hier der Mindestlohn zu hoch ist. Ich weiß es ist total unschön zu sagen, dass es Mitarbeiter gibt, die den Mindestlohn nicht wert sind, weil es zu viel Arbeit, Zeit und Mühen kostet, diese Mitarbeiter zu betreuen. Ist das das Ziel immer steigender Mindestlöhne? Ist es das, was unsere Gesellschaft will? In den letzten Jahren ist der Anteil der Mitarbeiter mit Migrationshintergrund stetig gesunken, aktuell ist er sogar in der Küche auf 0 gefallen. Wohl gemerkt bei steigendem Aufkommen von Geflüchteten. Wenn man das Ganze ganz nüchtern herunter bricht, muss eigentlich gesagt werden, dass viele gastronomische Betriebe hier die Aufgaben des Staates in der Integrationspolitik mit übernommen haben. Viele Gastronomen steigen aufgrund von steigenden Mindestlöhnen und stetigem Personalmangel (den haben wir zum Glück nicht) bei der Zubereitung ihrer Speisen auf Convenience Produkte um (aus dem Englischen übersetzt heisst es „bequemes Essen“, in Wirklichkeit ist es Fertigessen, welches nur noch erwärmt wird). Wenn ich mir die Kataloge unserer Großlieferanten ansehe, sind bald 60% der Produkte so genannte Convenience Produkte. Hier benötigt man keinen Koch, hier reicht eine einzelne Person, die einfach nur noch erwärmt. Das ist für uns keine Gastronomie! Als Gastronomen muss es unser Ansporn sein, dass wir aus frischen Zutaten etwas gesundes und leckeres zubereiten, das unsere Gäste verzaubert. Gastronomie ist nicht dazu da, mit Fertigfutter satt zu machen, sondern kulinarisch zu begeistern.
Was heißt das alles für das Künstlercafé Husum:
Wir haben lange im Team beraten und sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir erst einmal die Preise in 2024 nicht erhöhen werden. Wir schreiben hier ganz bewusst „erst einmal“ da wir sehen müssen, wie die Preise sich in 2024 entwickeln. Wir sind der Auffassung, dass wir bei stetig steigenden Kosten und einer hohen Inflation unsere Gäste nicht noch weiter belasten wollen. Wir werden durch weitere Digitalisierung und einigen Neuerungen weiterhin versuchen, ökonomisch und verantwortungsvoll für unsere Mitarbeiter, Kunden und Gäste zu handeln. Unser Thema in 2024 wird eine bessere Tischauslastung sein. Wenn Ihr zum Frühstück reserviert, werdet Ihr entscheiden können, ob Ihr zum normalen Preis alleine sitzen möchtet oder ob Ihr es im Vorfeld zulasst, dass wir jemanden zu Euch an den Tisch setzen dürfen. Dann würde es einen Gesamtrabatt von 5% geben, der von der Gesamtsumme abgezogen wird. Wenn Ihr reserviert und gleich mit 4, 6 oder 8 Personen zum Frühstücken kommt, wird es ebenso einen Rabatt geben. Dadurch wollen wir unsere Effizienz steigern und so auch in Zukunft sicherstellen, dass wir keine Preise erhöhen müssen. Wir werden euch zeitnah informieren.
Vielen Dank, wenn Ihr uns bis hierher gefolgt seid. Wir freuen uns, mit einem starken Team in das Jahr 2024 zu starten. Wir werden unsere Ärmel hochkrempeln und mit voller Energie und Freude am großartigen Job der Gastronomie weiterarbeiten.
DANKE, dass Ihr alle diesen Weg mit uns geht!!